Der Eisspion
Herr Gottschalks Gespür für Schnee
Als Beifahrer hat er schon die legendäre Wüsten-Rallye Dakar gewonnen. Doch Timo Gottschalk kann nicht nur Sand, sondern auch Eis und Schnee: Bei der „Monte“ ist er der oberste Eisspion von Volkswagen – und damit unser Mitarbeiter des Monats Januar. Rally The World hat ihn getroffen.
Der Mann kennt sich aus. Allein für Schnee hat er fünf klar definierte Kategorien – dabei ist er nicht einmal ein Eskimo: festgefahren, frisch und lose, teilweise gefroren, Schneematsch, gefrorener Schneematsch. Diese Unterscheidung ist keine nerdige Spielerei eines Ingenieurs, sondern entscheidet bei der Rallye Monte Carlo über Sieg und Niederlage. Regen, Blitzeis, Schnee, Hagel: Nur wer bei den wechselhaften Verhältnissen in den französischen Seealpen genau weiß, was auf den Wertungsprüfungen los ist, hat eine Chance.
»Die Eisspione an der Strecke melden mindestens einmal pro Stunde, wie es draußen aussieht.« Timo Gottschalk
Timo Gottschalk ist der Chefspion im Volkswagen Team, Abteilung Schnee und Eis. Und dass, obwohl er seinen bislang größten sportlichen Erfolg in der Atacama-Wüste Chiles feierte. Also dort, wo Schneefall so wahrscheinlich ist wie gute Musik beim Après-Ski. Gemeinsam mit Nasser Al-Attiyah gewann Gottschalk 2011 im Volkswagen Race Touareg die berühmteste Marathon-Rallye der Welt: die „Dakar“.
Bei der „Monte“ ist Gottschalk der Mann, der den Überblick behält. „Die Eisspione an der Strecke melden mindestens einmal pro Stunde, wie es draußen aussieht“, sagt das Multitalent. Dazwischen erreichen Gottschalk auf seinen zwei Handys ständig SMS mit Temperatur- und Kilometer-Angaben. Seine Spione übermitteln das, was sie mit ihren mobilen Wetterstationen erfassen können: Luft- und Asphalttemperatur, Luftdruck, Windstärke – und manchmal fassen sie trotz ihrer Hightech-Ausrüstung auch einfach mit bloßen Händen auf den Asphalt oder in den Schnee. Ist der Teer wirklich trocken? Ist der Schnee eher flockig frisch oder schon leicht eisig? Bei Gottschalk fließen alle Infos zusammen, bei ihm entsteht ein genaues Bild. Die Faustregel: Winterreifen für Schnee, Spikes auf Eis. Doch so einfach ist das nicht. Erfahrung ist hier Trumpf. Nur so wissen Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala, welche Reifen sie aufziehen lassen sollen.