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TECH TALK:

TIEFER + BREITER = SCHNELLER!

Panik bei Deutschlands Frittenbudenbesitzern: Die geilste Pommestheke der Nation hat der Polo R WRC. Wie schnell der gigantische Heckspoiler den Rallye-Volkswagen macht (und alle anderen Fakten zur Aerodynamik) weiß der Rally The World Tech Talk.

Tiefer Frontspoiler, breite Kotflügel, gigantischer Heckflügel. Bei kleinen und großen Jungs sorgt das für glänzende Augen. Bei den WRC-Cars dafür, dass der Luftstrom das Auto satt auf die Straße presst.

Der aerodynamische Hauptjob der wilden Teile: Den Auftrieb zu verringern, damit ein 1.200 Kilogramm leichtes WRC-Auto wie der Polo R WRC bei hohem Speed nicht abhebt. Und auch bei Sprüngen über 50 Meter wieder sicher landet.

Wie die gezielte Beeinflussung der Luftströmung funktioniert? Dazu geht es kurz in die Physik: Das englische „to spoil“ heißt übersetzt „verderben“. Ein Spoiler zerstört also die natürliche Luftströmung, um sie dann für das Auto zu nutzen. Bei einem WRC-Auto ist das Ziel der Aerodynamik allerdings zunächst nicht eine höhere Kurvengeschwindigkeit, (wie in der Formel 1), sondern: Stabilität, Stabilität und nochmals Stabilität.
 

Die Features des Polo R WRC:

– der tief heruntergezogene Frontspoiler: Er lenkt den Luftstrom seitlich um die Karosserie und senkt den Auftrieb der Vorderachse. Außerdem leitet er kühlende Luft in den Motor und auf die vorderen Bremsen. Seine elastische Gummilippe am unteren Rand übersteht auch ein Aufsetzen bei extremen Kurvenlagen und Bremsphasen.

– die ausgestellten kantigen Kotflügel: Sie leiten den Luftstrom seitlich an der Karosserie vorbei. Dabei nutzen sie die vom Reglement erlaubte Maximal-Breite der Karosserie von 182 cm voll aus. Randnotiz: Die erste Version des Polo R WRC besaß runde Kotflügel. Umfangreiche Tests im Volkswagen-Windkanal ergaben aber, dass eine kantige Ausführung besser funktioniert.

– der große Heckflügel: Durch die Luftumströmung bringt er einen Anpressdruck im zweistelligen Kilo-Bereich auf die Hinterachse (den exakten Wert hütet jeder Konstrukteur besser als Manuel Neuer das Bayern-Tor). Was wir aber wissen: Das Auto kann damit auf High-Speed-Prüfungen wie auf der Rallye Finnland im August insgesamt entscheidende 10 km/h schneller durch die Tannen jagen.

– der verkleidete, flache Unterboden: Er sorgt für die aller-allerletzten Aerodynamik-Prozente. Allerdings ist die Bodenfreiheit eines WRC-Cars so groß, dass die Unterseite, verglichen mit der Formel 1, nur eine geringe Rolle spielt.

Und noch was: Nur ein im Windkanal getestetes Spoilerwerk verbessert die Aerodynamik. Bei den Anstellwinkeln zählen kleinste Nuancen. Ein am Samstagnachmittag schnell selbst angeklebter Spoiler aus dem Zubehörshop wird in der Regel die Aerodynamik eher verschlechtern. Was eine automobile Todsünde wäre. Kann ja keiner wollen.